GEO statt SEO?

Warum Generative Engine Optimization weniger neu ist, als viele behaupten

Überall taucht plötzlich ein neues Buzzword auf: GEO – Generative Engine Optimization. Agenturen launchen GEO-Audits, GEO-Retainer und „AI Search Visibility“-Pakete. Wenn man die Landingpages liest, bekommt man leicht den Eindruck, wer jetzt nicht sofort in GEO investiert, verliert in ChatGPT, Perplexity und Google AI Mode komplett den Anschluss.

Wir sehen das etwas nüchterner.

Ja, generative Suche verändert die Spielfläche. Aber ein Großteil dessen, was heute unter GEO verkauft wird, ist alter Wein in neuen Schläuchen, sauber umgesetzte, ganz normale SEO- und Content-Arbeit. In diesem Artikel ordnen wir den Hype ein, zeigen, was an GEO tatsächlich neu ist und was du mit solidem SEO ohnehin schon abdeckst.

Was GEO eigentlich meint jenseits des Buzzwords

In der Forschung wurde der Begriff Generative Engine Optimization 2023 geprägt: Gemeint ist die Optimierung von Inhalten und Markenpräsenz, damit generative KI-Systeme wie ChatGPT, Gemini, Perplexity oder Google AI Overviews diese Inhalte bevorzugt aufgreifen, zitieren oder verlinken.

Marketing-Artikel definieren GEO meist so:

Inhalte und Brand so gestalten, dass sie in AI-Antworten auftauchen, statt „nur“ in klassischen Suchergebnissen.

Typische Beispiele:

  • Du wirst in einer ChatGPT- oder Perplexity-Antwort als Marke genannt
  • Google AI Overviews zieht deine Seite als Quelle
  • AI Mode, Copilot & Co. greifen deine Inhalte als Referenz auf

Kurz gesagt: SEO optimiert für Ranking-Listen, GEO optimiert für Antwortflächen. Also für Interfaces, die direkt Antworten ausgeben statt nur Links.

So weit, so sinnvoll. Aber was bedeutet das konkret für die tägliche Arbeit?

Warum GEO plötzlich überall ist

Der GEO-Hype entsteht nicht zufällig. Es gibt ein paar echte Treiber:

  • AI-Antworten fressen Klicks. Studien zeigen, dass ein wachsender Anteil der Suchanfragen ohne externen Klick endet – Antworten werden direkt im Interface geliefert.
  • AI-Sessions explodieren. AI-Search-Traffic und AI-vermittelte Sessions sind in den letzten Jahren massiv gestiegen, z. B. in Analysen von AI-Traffic-Reports.
  • Google selbst verlagert Aufmerksamkeit. AI Overviews und AI Mode / KI-Modus verschieben Sichtbarkeit weg von der klassischen SERP hin zu Antwortboxen.

Kein Wunder also, dass Agenturen und Tool-Anbieter nach einer neuen Schublade suchen, in die sie diese Entwicklung stecken können. GEO ist genau diese Schublade.

Das Problem ist nur, oft wird so getan, als wäre GEO eine komplett neue Disziplin, die mit SEO nichts zu tun hat oder SEO komplett ablösen soll.
Schaut man genauer hin, sieht das differenzierter aus.

Was unter GEO empfohlen wird und wo das 1:1 klassisches SEO ist

Wenn man sich gängige GEO-Guides anschaut, tauchen immer wieder ähnliche Empfehlungen auf:

  1. Klare Struktur & maschinenlesbarer Content
    • Saubere Überschriften-Hierarchie
    • FAQ-Blöcke und explizite Antworten auf konkrete Fragen
    • Tabellen, Listen, strukturierte Daten (Schema.org)
  2. Hohe inhaltliche Qualität & Relevanz
    • Tiefgehende, gut recherchierte Inhalte
    • Fokus auf E-E-A-T (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness)
    • Aktualität und regelmäßige Updates
  3. Autorität & Erwähnungen auf starken Domains
    • Erwähnungen in Medien, Fachportalen, Verzeichnissen
    • Backlinks von relevanten, vertrauenswürdigen Quellen
    • Thought Leadership, eigene Studien und Daten
  4. Technische Sauberkeit
    • Crawlbare Seiten, schnelle Ladezeiten
    • Mobile-Optimierung
    • Saubere Informationsarchitektur
  5. Brand-Konsistenz und klare Entitäten
    • Einheitlicher Markenname
    • Konsistente Unternehmensdaten (Adresse, Name, Branche etc.)
    • Klar erkennbare Produkte, Services, Personen 

Wenn du seit Jahren ernsthaft SEO machst, kommt dir das alles sehr bekannt vor. Und das ist kein Zufall.

Analysen zeigen eine deutliche Korrelation zwischen Seite-1-Rankings in Google und Erwähnungen in LLM-Antworten, sprich: Wer SEO gut macht, hat ohnehin höhere Chancen, in AI-Antworten aufzutauchen.

Ohne solide SEO-Basis gibt es auch kein ernsthaftes GEO.

Viele „GEO-Maßnahmen“ sind nichts anderes als:

  • besser strukturierte Inhalte (schon immer wichtig)
  • konsequente Beantwortung von Suchintentionen (schon immer wichtig)
  • Aufbau von Autorität und Brand (schon immer wichtig)

Was an GEO tatsächlich neu ist

Trotzdem wäre es zu einfach zu sagen: „GEO = 100 % SEO“. Es gibt ein paar Dinge, die sich wirklich verschieben, vor allem auf strategischer Ebene.

1. Vom Ranking zur Empfehlung

Klassische SEO-Frage: "Wie kommen wir in die Top 3 bei Google?"

GEO-Frage: "Wie bringen wir generative Engines dazu, uns als empfohlene Lösung zu nennen?"

Generative Engines verhalten sich eher wie Berater: Sie geben eine synthetische Antwort und nennen im Idealfall einige Quellen. Dabei zeigt aktuelle Forschung:

  • Generative Suchsysteme bevorzugen earned media (z. B. Medien, Fachportale) deutlich stärker als Brand-eigene Inhalte.
  • Verschiedene Engines (ChatGPT, Perplexity, Gemini etc.) unterscheiden sich stark in Domain-Diversität, Aktualität und Sprachverhalten.

Für GEO heißt das:
Brand-Eigenes SEO reicht nicht, digitale PR, Thought Leadership und ein starker Außen-Footprint werden noch wichtiger, weil LLMs diese „Drittquellen“ gern als Basis nutzen.

2. Unterschiedliche Engine-Typen – unterschiedliche Hebel

Einige Anbieter unterscheiden sinnvoll zwischen:

  • Trainingsbasierten Engines (z. B. rein auf Trainingsdaten laufende LLMs)
    → Einfluss vor allem über langfristige Präsenz auf starken Plattformen (Wikipedia, große Medien, Community-Sites etc.)
  • Suchbasierten Engines (z. B. Google AI Overviews, Google KI Modus, Perplexity)
    → Einfluss über klassische SEO-Signale: Indexierung, Relevanz, technische Sauberkeit, Backlinks
  • Hybriden Engines (z. B. Gemini, ChatGPT Search)
    → Kombination aus beidem: Langfristige Markenpräsenz & aktuelle Webinhalte 

Das ist weniger eine völlig neue Disziplin, eher eine andere Gewichtung bekannter Hebel je nach Engine-Typ.

3. Neue Formate & Steuerungsmöglichkeiten

Hinzu kommen ein paar spezifische, neue Stellschrauben:

  • llms.txt und AI-spezifische Signale: Erste Experimente mit Dateien wie llms.txt, die steuern sollen, wie Inhalte von LLMs genutzt werden.
  • AI-spezifische Metadaten & Markup: Tags oder Strukturen, die speziell für AI-Suche gedacht sind (z. B. sehr klar markierte Definitionen, Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Datenblöcke).
  • AI Visibility Monitoring: Systematische Analyse, wie häufig eine Marke in AI-Antworten genannt wird, für welche Queries und mit welchen Quellen.

Das sind sinnvolle Ergänzungen, aber sie funktionieren nur auf einem bestehenden Fundament aus gut strukturiertem, autoritativem Content.

GEO vs. SEO im Alltag: Was du wirklich tun solltest

Statt GEO als magische, zusätzliche Disziplin zu behandeln, empfehlen wir einen pragmatischen Ansatz:

1. SEO-Fundament knallhart absichern

Bevor irgendwo „GEO-Paket“ auf der Rechnung steht, sollten diese Basics sitzen:

  • Crawlbare, schnelle, technisch saubere Website
  • Klare Informationsarchitektur mit sinnvollen Themenclustern
  • Inhalte, die Suchintentionen (informational, transactional etc.) wirklich treffen
  • Stetiger Aufbau von Autorität (Backlinks, Erwähnungen, Reviews)

Ohne das wirst du weder in klassischen SERPs noch AI-Antworten nennenswert stattfinden, völlig unabhängig vom Label.

2. Inhalte konsequent „answer-first“ denken

Hier liegt der größte Überschneidungspunkt von SEO und GEO und einer der sinnvollsten Paradigmenwechsel:

  • Konkrete Fragen explizit beantworten (nicht nur „um das Thema herum schreiben“)
  • Antworten klar „auffindbar“ machen: eigene Absätze, Zwischenüberschriften, FAQs
  • Wichtige Informationen verdichten: Definitionen, Zahlen, Tabellen, How-tos

Das hilft:

  • klassischen Features wie Featured Snippets, People Also Ask, FAQ-Rich-Snippets

 3. Digitale PR und „Earned Media“ bewusst auf GEO trimmen

Da generative Engines Earned Media oft bevorzugen, lohnt es sich, PR und Outreach strategischer zu planen:

  • Fachartikel und Gastbeiträge, die konkrete Fragen in deiner Nische beantworten
  • Eigene Studien, Reports, Datenauswertungen, die gern zitiert werden
  • Präsenz auf Plattformen, von denen bekannt ist, dass sie in Trainingsdaten und RAG-Setups häufig vorkommen (z. B. große Medien, Wikipedia, relevante Branchenverzeichnisse)

 Das ist klassisches Authority-Building, nur mit einer klareren GEO-Brille: „Würde ein LLM diesen Inhalt nutzen, um eine fundierte Antwort zu bauen?“

 4. Monitoring: Wie sprechen LLMs heute über deine Marke?

Statt blind in neue GEO-Pakete zu investieren, lohnt sich zunächst ein AI-Visibility-Check:

  • Welche Fragen würden deine Kunden an ChatGPT, Perplexity, Gemini & Co. stellen?
  • Welche Marken nennt das Modell und warum?
  • Welche Domains tauchen als Quellen auf?
  • Werden deine Inhalte bereits zitiert und wenn ja, welche?

Aus solchen Tests lassen sich sehr konkrete Maßnahmen ableiten:

  • Welche Themen solltest du vertiefen?
  • Wo fehlen dir Earned-Media-Erwähnungen?
  • Welche Content-Formate tauchen häufiger in Quellenlisten auf (Guides, Studien, Produktvergleiche …)?

5. KPIs anpassen: Nicht nur auf Traffic starren

Ein wichtiger Punkt, den viele GEO-Artikel zurecht betonen: Klicks werden weniger aussagekräftig.

Wenn Entscheidungen zunehmend innerhalb von AI-Antworten vorbereitet werden, sind relevante KPIs u. a.:

  • Häufigkeit von Markenerwähnungen in AI-Antworten
  • Anteil deiner Inhalte unter den zitierten Quellen
  • Brand-Suchvolumen (Menschen, die nach dir oder deinen Produkten namentlich suchen)
  • Direkte Anfragen und Leads, die „über ChatGPT“ oder „über AI-Suche“ kommen

Das ist kein Bruch mit SEO, sondern eine Erweiterung der Messperspektive.

Fazit: GEO ist keine neue Religion, sondern eine Erweiterung deines Online Marketing Playbooks

GEO ist weder kompletter Unsinn noch die nächste Marketing-Offenbarung. Realistisch betrachtet:

  • Die technischen und inhaltlichen Grundlagen sind klassische SEO-Hausaufgaben.
  • Die wirklich neuen Fragen liegen in der Verteilung:
    • Welche Quellen bevorzugen verschiedene generative Engines?
    • Wie schaffe ich es, dort als Lösung aufzutauchen?
    • Wie messe ich Sichtbarkeit, wenn Klicks seltener werden?

Das heißt trotz des Hypes den GEO gerade genießt, GEO ohne SEO ist Kosmetik.

Unser Rat

Solides SEO ohne GEO-Brille ist immer noch besser als GEO-Sprech ohne Fundament.

  1. SEO-Basis auf ein sehr gutes Niveau bringen.
  2. Content systematisch „answer-first“ strukturieren.
  3. Digitale PR & Thought Leadership stärken, besonders in Quellen, die LLMs mögen.
  4. Regelmäßig testen, wie generative Engines über deine Themen sprechen.

Dann bist du für GEO faktisch schon sehr gut aufgestellt, ganz ohne, dass du dich vom nächsten Buzzword verrückt machen lassen musst.

FAQ

GEO beschreibt Maßnahmen, mit denen Inhalte und Marken so positioniert werden, dass sie in Antworten von KI-Systemen wie ChatGPT, Gemini, Perplexity oder Google AI Overviews auftauchen. Im Kern geht es darum, für diese „Antwortoberflächen“ sichtbar zu werden – nicht nur für klassische Ranking-Listen.

Der größte Unterschied liegt weniger in den Maßnahmen als im Fokus: SEO zielt auf Rankings in Suchergebnisseiten, GEO auf Erwähnungen in KI-generierten Antworten. Viele der empfohlenen GEO-Maßnahmen sind jedoch klassische SEO-Hausaufgaben: saubere Struktur, hochwertige Inhalte, Autorität und eine starke Marke.

Neu ist vor allem die Oberfläche – also dass Antworten direkt in AI-Interfaces gegeben werden – und der stärkere Fokus auf Earned Media und Markenautorität. Außerdem kommen neue Themen wie AI-Visibility-Tracking und experimentelle Standards wie llms.txt dazu. Ohne solides SEO-Fundament verpuffen diese Ansätze aber.

Wichtige Hebel sind: klar strukturierte, „answer-first“ gedachte Inhalte, starke Autorität durch digitale PR und Fachbeiträge, konsistente Marken- und Unternehmensdaten sowie eine technisch saubere Website. Kurz gesagt: Alles, was Suchmaschinen und Nutzer:innen hilft, hilft in der Regel auch generativen Engines.